„Je kälter die Gegend desto heftiger tanzen die Leute.
Die Russen zum Beispiel können sehr laut singen und sind die Ersten im Ballett.
Die Deutschen sind auch gute Tänzer. Sie brauchen eine Weile und eine richtige Musik,
doch wenn es bei denen zünde, gibt es keine Ruhe mehr.“ (Wladimir Kaminer)
Seit der Veröffentlichung von “VisaFree“, dem zweiten und bisher letzten Album von RotFront, sind drei Jahre vergangen. Während dieser ist das Berliner Emigrantski Raggamuffin Kollektiv fleißig zuerst durch Deutschland, dann quer durch Europa getourt. Und egal wo man spielte, ob in den Niederlanden oder in Russland, in Ungarn oder Luxemburg, stellten die Musiker der Band bald fest, dass man sie als deutsche Künstler wahrnimmt. Und dies trotz der Tatsache, dass die Band ihren Migrationshintergrund immer in den Vordergrund stellte. Spätestens in dem Moment als die RotFront Mitglieder Yuriy und Simon ihre erste CD „Emigrantski Raggamuffin“ in einem rumänischen Plattenladen in der Schublade „Music from Germany“ zwischen Kraftwerk und Rammstein entdeckt hatten, wurde den beiden plötzlich klar – ja, eigentlich macht RotFront tatsächlich Deutsche Musik!
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf fing man im Januar 2013 an, am neuen Material zu „17 Deutsche Tänze“ zu arbeiten. Bei den Proben ist den Musikern sofort aufgefallen, wie anders die neuen Stücke sind. Die Songthemen gestalten sich noch vielfältiger und die musikalische Palette bunter und breiter. Alle Zutaten des Emigrantski Raggamuffin-Cocktails sind zwar weiterhin vorhanden, wurden jedoch durch frische, neue Elemente ergänzt. Reggae und Punkrock, Ska und HipHop, Cumbia und Klezmer, Polka und Soul – auf dem dritten Album von RotFront hat man die Möglichkeit zu hören, wie aus dem Chaos perfekte Harmonie entsteht.
Der Titel des neuen Langspielers sowie einige der Songs sind durch die Werke der großen deutschen Komponisten der Vergangenheit inspiriert. Vor allem durch die “12 Deutsche Tänze“ von Haydn sowie von Beethoven, aber auch durch Bach und Wagner. „Ihr habt mit Tango und Walzer keine Chance gegen mich / Harlem Shake Gangnam Style ihr könnt nicht tanzen wie ich / Deutschlands Tanz Nummer eins ist ne ganz andere Liga / frag' Peter, Anton und Dieter!“ (RotFront, aus dem Song „German Dance“)
Entstanden ist das Album, wie seine zwei Vorgänger, im Berliner Phlexton-Studio in Kooperation mit dem Produzenten Kraans de Lutin. Bekannt ist dieser auch durch seine Produktionen für Künstler wie u.a. Flo Mega, Culcha Candela, Seeed und Irie Révoltés. Bei den Aufnahmen wurde RotFront von Uwe Breunig, dem großartigen Drummer der Phlexton-Hausband „The Ruffcats“, unterstützt.
Da die Arbeit an dem neuen Werk viele Wochen gedauert hat, konnten die Musiker von RotFront immer wieder Freunde und Kollegen ins Studio einladen und haben mit diesen, manchmal spontan, etwas eingespielt oder eingesungen. Bei der allerersten Session zu den „17 Deutschen Tänzen“ spielten zum Beispiel Botond Ikvai Szabó von den Ruffcats und Attila Sidoo vom Besh O Drom Gitarren, und Jakob Kiersch (Gods Of Blitz, Alphaville) trommelte dazu. In dieser Besetzung coverte man den Song "Authentic Klezmer Wedding Band" des kanadischen Singer-Songwriters Geoff Berner, welcher ein alter Freund der Band ist.Das Ergebnis ist der wahrscheinlich härteste Song der bisherigen RotFront Geschichte. Ähnlich brachial hört sich „Case Full Of Drugs“ an. Eine Geschichte über armenische Gangster, die bei einer ausgelassenen Party im Zug nach Moskau ihren Drogenkoffer verlieren. Auch hier haben die beiden besagten Gitarristen ihre Parts beigesteuert.
Dagegen klingen die Titel „Perfect Stranger“ und „Weather“, gesungen von der neuen RotFront Sängerin Katya Tasheva, fast wie von einer anderen Band eingespielt. Vielleicht hätte man dafür das Wort „Ballade“ verwenden können, fänden es die Künstler nicht zu abgedroschen. Und apropos Ballade – beim bis jetzt langsamsten RotFront Song aller Zeiten, „A Girl From Bayreuth“, hört man sogar ein Streichorchester!
Trotz der neuen Elemente in ihren Songs ist eine Sache bei der Produktion zum „17 Deutsche Tänze“ Album so gewesen wie immer: Die Band ist jedes Mal, sobald man mit dem Material für die neue Platte ins Phlexton-Studio kam, auf Flo Mega getroffen. Dieses Mal war er gerade mit den letzten Arbeiten zu seinem aktuellen Album „Mann über Bord“ beschäftigt. Schon während der Fertigstellung zu "Visa Free" hatte RotFront den sympathischen Soulsänger aus dem Norden eingeladen, um einen Part im Song "Gay, Gypsy & Jew" bei zu steuern. Dies konnte damals aus zeitlichen Gründen leider nicht realisiert werden, trotz großem Interesse von Flo Mega. Geklappt mit der Zusammenarbeit hat es nun zu guter Letzt bei der Produktion zu den „17 Deutschen Tänzen“. Seine überraschende Geschichte erzählt Flo Mega auf „Everyone Speaks Russian“.
Die neue Königin des deutschen Rockabilly Schlagers, Miss Marla Blumenblatt, schließt sich der Band auf „In Paris“ an und rundet diese luftige Hommage an Cole Porter und Serge Gainsbourg perfekt ab.
RotFront sind zurück und beweisen mit „17 Deutsche Tänze“, dass sie nichts von ihrem Emigrantski Raggamuffin Charme verloren haben. Ganz im Gegenteil, mit dem neuen Album präsentiert sich die Band noch facettenreicher, weiter entwickelt und zielstrebiger denn je. Den Beweis werden RotFront natürlich auch live 2014 wieder antreten, diesmal mit Hilfe und unter Organisation von Buback-Konzerten:
Das Album „17 Deutsche Tänze“ erscheint bei GMO - The Label mit der Katalognummer GMO 022-2 im Vertrieb von Rough Trade Deutschland (physisch) und Zebralution (digital).
www.buback.de/konzerte/rotfront.php